Freitag, 20. Dezember 2013
Das Christkind
Wie oft Sue am Heiligabend: "Wann ist Bescherung?" gefragt hatte, konnte keiner mehr zählen. Schließlich schickte Mama sie mit Papa zu einem Spaziergang fort.
Zuerst maulte Sue ein wenig, doch dann machte ihr der Spaziergang Spaß.
Es war ganz still in den Straßen. Hier und da huschten einige leute um die Ecken. Hinter manchen Fenstern konnte Sue hübsch geschmückte Weihnachtsbäume schimmern sehen. Und ringsherum duftete es. Nach Tannennadeln, Braten, Kerzenduft, Zimt und Lebkuchen.
Vor der Laterne am alten Schloss machten sie Halt und Papa erzählte von Heiligabend und von dem Weihnachtsbaum, der damals, als er ein kleiner Junge war, hier gestanden hatte.
„Und was machen wir nun?”, überlegte Papa später. Er sah auf die Uhr.
Auch Sue blickte zur Schlossuhr hinauf. Es schien, als würden sich die Uhrzeiger heute überhaupt nicht bewegen.
“Ist bald Bescherung?“, fragte sie wieder.
Papa schüttelte den Kopf. “Ein, zwei Stunden dauert es noch. Aber was hältst du davon, wenn wir dem Christkind ein wenig entgegen gehen? Vielleicht können wir ihm zuwinken?”
Toll! Sue war begeistert. Und begeistert folgte sie Papa.
Hoch und höher kletterten sie die steile Treppe zur Spitze des Schlosses hinauf. Von dort oben hatten sie eine wundervolle Aussicht auf die Stadt.
Es dämmerte und von überall her blinkten Lichter auf. Bald funkelten sie mit den Sternen am Himmel um die Wette.
„Siehst du es auch?“, fragte Papa auf einmal.
„Was? Wo?“ Sue spähte zum Himmel.
„Die Sterne. Sie blinken jetzt so aufgeregt. Und die Lichter da unten in der Stadt, sie blinken zurück.“
„Ja!“, ruft Sue. Sie strahlte. „Sie winken, die Lichter. Bestimmt ist das Christkind ganz nah.“

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